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  • Kryptorchismus (Hodenlos)

    Geschrieben von Galina Roth, Tierärztin

    Die Hoden des Hundes befinden sich während ihrer frühen Entwicklung in der Nierengegend des Neugeborenen und steigen dann im Laufe der ersten Lebensmonate in die Bauchhöhle ab. Sie treten durch den Leistenkanal in den Hodensack ein, wo sie weiter wachsen und sich als funktionstüchtige Organe bilden.

    Bleiben die Hoden verborgen, spricht man von Kryptorchismus

    Ernste Beschwerden hat der Hund nicht. Es wurden jedoch Störungen der Psyche beobachtet, wie Unruhe, Nervosität, Bissigkeit und Bösartigkeit. Auch Hautkrankheiten oder Juckreiz und Haarausfall wurden bei Hunden mit Kryptorchismus beobachtet. Der Hoden kann einseitig oder beidseitig fehlen. Es handelt sich hier um einen angeborenen Fehler. Anatomisch ist es durch einen zu großen Hoden, einen zu engen Leistenkanal oder Verklebungen mit dem umliegenden Bindegewebe bzw. einem zu kurzen Samenstrang bedingt. In dem kryptorchen Hoden werden weiterhin Hormone gebildet, aber keine Spermien - die Temperatur in der Bauchhöhle ist zu hoch.

    Der „Hodenabstieg“ wird durch Hormone der Hypophyse und durch andere männliche Hormone gesteuert. Mit der 8. bis 10. Lebenswoche sollte der Abstieg der Hoden beendet sein. Gelegentlich wird ein schon fast heruntergewanderter Hoden zwischen der 6. und der 9. Lebenswoche wieder hochgezogen. Der fehlende Hoden kann in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt bleiben. Allerdings kann ein Rüde befruchtungsfähig sein, wenn bei einer Einhodigkeit der Hoden, welcher sich im Hodensack befindet, sich vollständig entwickelt hat. Es werden dann die männlichen Hormone normal gebildet.

    Zum 6., meist jedoch um das 8. bis 9.Lebensjahr, neigt der kryptorche Hoden zur Tumorbildung. Der Tumor kann gut- oder bösartig sein. Metastasen bilden sich aber selten. Es wird aber trotzdem eine frühzeitige Orchidektomie – ein Herausoperieren des Hodens – empfohlen, weil die Hoden oft thermisch oder mechanisch geschädigt sind.

    Ein Versuch zum Absteigen des Hodens in den Hodensack durch mehrere Spritzen mit Hormonmitteln beginnt mit 2 Monaten. Das Hormon wird im 4 bis 8-tägigem Abstand gespritzt. Ist nach der 3. oder 4. Injektion kein Abstieg der Hoden zu verzeichnen, wird mit einer weiteren Behandlung der erhoffte Erfolg wahrscheinlich nicht mehr eintreten. In Ausnahmefällen benötigt man über 20 Injektionen. Oft bleibt so ein Hoden trotzt Abstieg hypoplastisch – kleiner.

    Hormonbehandlungen lehne ich ab, da die Ursachen des Kryptorchismus selten hormonell bedingt sind. Manche Rassen, wie Boxer oder Pudel, sind mehr davon betroffen.

    Eine andere Möglichkeit ist der Versuch mit einer operativen Verlagerung. Diese sollte im Alter von 3 bis 4 Monaten versucht werden. Nach dem 4. Monat werden die Erfolgsaussichten schlechter. Es gibt Berichte über erfolgreiche Abstiege eines Hodens durch eine einige Wochen dauernde Gabe von homöopathischen Mitteln. Auch hier ist Voraussetzung, dass man rechtzeitig beginnt, im Alter von 8 Wochen, spätestens mit 10 Wochen. Besser ist jedoch eine Behandlung vor der 8.Lebenswoche.

    Es gibt unterschiedliche Mittel, je nach dem ob ein rechts- oder linksseitiger Kryptorchismus vorliegt und ob sich der Hoden im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle befindet. Auch hier gilt das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie, das heißt, der Homöopath sucht das passende Mittel für das Tier. Hier kommen mehrere Mittel in Frage. Berücksichtigt wird immer auch die Konstitution des Tieres. Der Hund bekommt bei der Behandlung dann gleichzeitig sein Konstitutionsmittel.

    Ist die Ursache nicht erblich, sollte ein Erfolg nach 2 bis 3 Wochen beobachtet werden. Die erblich bedingten Fehler werden durch Behandlungen über zwei Generationen aufgehoben. Man gibt hier die Mittel, die zur sogen. eugenischen Kur gehören. Die Mittel werden individuell für jede Population ausgewählt. Hinzu kommen noch zusätzlich Gaben von Silicea und Calcium fluoratum in C200. Auch sollte das Hundefutter genau ausgewählt werden.