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  • Leber Shunt bei Hunden

    Eine Erkrankung auf dem Vormarsch

    Noch vor einigen Jahren war der Leber Shunt (PSS = portosystemischer Shunt) nahezu unbekannt. In den letzten Jahren jedoch häuft sich diese Diagnose speziell bei Hunden. Ein Leber Shunt ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn, sondern ein Geburtsfehler.

    Im Mutterleib arbeitet die Leber des Ungeborenen noch nicht. Bei Säugetieren hat jeder Fetus von Natur aus einen Shunt (Ductus Venosus). Dies ist ein Blutgefäß, welches das Blut schnell durch die Leber des Fetus und zum Herzen leitet. Die Arbeit der fetalen Leber übernimmt die Leber der Mutter. Sie entgiftet und spaltet die Nährstoffe auf. Das Baby wird vollkommen über das mütterliche Blut versorgt. Erst kurz vor oder nach der Geburt beginnt die Leber des Babys selbständig zu arbeiten und der Shunt schließt sich.

    Bei einigen Individuen kommt es jedoch zu abnormen Störungen, und der große Shunt in der Leber verschließt sich nicht (persistierender Ductus Venosus). Eine andere Abnormität ist, dass sich ein Blutgefäß außerhalb der Leber entwickelt und offen bleibt, sobald sich der fetale Shunt geschlossen hat – ein Blutgefäß, das dort nicht hin gehört.

    Dramatische Folgen

    Diese Fehler haben dramatische Folgen. Im gesunden Körper werden Nährstoffe und andere Substanzen (z. B. Medikamente usw.) zunächst im Darm verdaut und aufgespalten und über die Pfortader zur Leber gebracht. Diese hat die Aufgabe, Nährstoffe zu zerlegen, die zum Teil gespeichert, zum Teil direkt in Energieträger für den täglichen Lebensablauf umgewandelt werden, und anfallende Giftstoffe auszukoppeln, um diese zur Entsorgung an die Entgiftungsorgane abzugeben.

    Bei Tieren mit einem Shunt wird der größte Teil des Blutes allerdings an der Leber vorbeigeleitet! Ihnen fehlen also nicht nur Nährstoffe, sondern auch die Entgiftungfunktioniert nicht. Die Folge: eine fortschreitende Eigenvergiftung. Überdies kommt die Leber selbst in Versorgungsprobleme, da durch die Minderversorgung mit Blut auch die Leberzellen nicht richtig versorgt werden.

    Symptome

    Diese Kettenreaktion führt dazu, dass das Jungtier zwischen den ersten Lebenswochen bis zu einem Alter von 1,5 Jahren auffällig wird. Es kommt zu Auffälligkeiten wie:

    – sehr ruhiges Verhalten schnelle Ermüdung
    – träge sein, Spielunlust
    – viel trinken, viel urinieren
    – Wachstumsstörungen (Entwicklungsstörungen in Muskulatur, Körper und Geist)
    – Erbrechen, Durchfall, Futterverweigerung
    – Blasen und Nierensymptomen
    – Verhaltensstörungen
    – Gehirnsymptome (Schluckbeschwerden, Auffälligkeiten beim Trinken, unkoordinierte Bewegungen, gestörte Reaktionen auf äußere Einflüsse, plötzliches Einschlafen, im Kreis laufen, an die Wand laufen).

    Die Symptome müssen nicht immer auftreten. Es können sich auch nur einzelne zeigen, oft mit tagelangen Pausen, an denen das Tier unauffällig wirkt.

    Oft treten die Symptome nach der Fütterung auf, da hier die Eigenvergiftungsrate ansteigt. Viele werden erst bei Verabreichung von Medikamenten oder Narkotika auffällig, da dies eine weitere Toxinzufuhr bedeutet. Manche Tiere schleppen sich, wenn die Besitzer nicht auf die Symptome eingehen, jahrelang durchs Leben und die Erkrankung wird nur bei Zufallsuntersuchungen festgestellt.

    Betroffen sind alle Hunderassen

    Zuchttiere mit Shunt oder Tiere, in deren Zuchtlinie Fälle von Shunt bekannt sind, sollten nicht für die Zucht verwendet werden. Betroffen sind alle Hunderassen. Bei kleinen Rassen tritt häufiger der extrahepatische Shunt, das Gefäß außerhalb der Leber, auf. Bei großen Rassen findet man eher den intrahepatischenShunt. Mittels einer Blutuntersuchung, bei der man speziell die Leberwerte und den Ammoniakgehalt testet, lässt sich die Krankheit diagnostizieren. Weiterhin werden Ultraschall und Szintigraphie, Portogram und Leberbiopsie zur Diagnostik eingesetzt.

    Behandlung

    Die Behandlung kann unterschiedlich sein. Den protosystemischen Shunt kann man operativ verschließen und das Tier erhält eine spezielle Diät. Den extrahepatischen Shunt wird man vorrangig mit einer entsprechenden Diät behandeln, die darauf ausgelegt ist, die Giftstoffbelastung durch Stoffwechseltoxine so gering wie möglich zu halten. Da die gefährlichsten Stoffwechseltoxine in diesem Fall durch die Verdauung von tierischem Eiweiß anfallen, wird man versuchen, den toxischen Proteingehalt stark zu reduzieren und vorrangig zu vegetarischer Kost mit hochwertigen Pflanzenproteinen wechseln.

    Medikamentös kann man einen Leber Shunt nicht heilen. Medikamente werden nur eingesetzt, wenn man z. B. Schmerzsymptome behandeln muss. Operierte und behandelte Tiere haben eine gute Lebenserwartung, wenn sie ernährungstechnisch mit richtigem Hundefutter eingestellt sind.

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