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  • Unterfunktion der Schilddrüse bei Hunden

    Geschrieben von Galina Roth, Tierärztin

    Bei reinrassigen Hunden ist die Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) eine häufig vorkommende Erkrankung. Rüden und Hündinnen sind zu gleichen Anteilen von dieser Krankheit betroffen.

    Schilddrüsenhormone beeinflussen den Stoffwechsel und somit wirken sie auf den gesamten Körper. Bei einem zu wenigen Anteil des Schilddrüsenhormons wird der Grundumsatz erniedrigt, es kommt zu Gewichtszunahme, Konzentrationsschwäche und Kälteempfindlichkeit. Bei Hunden mit weniger Körpergewicht sind die Schilddrüsenwerte etwas höher als bei Hunden mit einem höheren Gewicht.

    Verschiedene Verhaltensstörungen

    Ein erniedrigter Schilddrüsenhormonwert führt zu einer Lethargie und zu Stumpfsinn. Ein erhöhter Wert dagegen löst Unruhe, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Gewichtsverlust und Wärmeempfindlichkeit aus. Allerdings weisen nicht alle Hunde mit einem gleich erniedrigten Hormonwert ähnliche Symptome auf. Es hängt davon ab, wie die Kooperation des Schilddrüsenhormons mit anderen Drüsenhormonen vor sich geht, das heißt, wie diese untereinander kooperieren.

    Verhaltensstörungen sind oft von Schilddrüsenhormonen abhängig. So ist ein Hund mit angeborener Hypothyreose nicht nur körperlich unterentwickelt, sondern er hat ein Aufmerksamkeitsdefizit und ein Hypoaktivitäts-Syndrom (verminderte körperliche Aktivität). Bei Menschen beobachtet man Stimmungsschwankungen, aggressives Verhalten, Ängste und Depressionen.

    Körperliche Veränderungen

    Bei Golden Retriever-Rassen tritt auf Grund einer Autoimmunerkrankung (der Körper zerstört eigene Zellen), die durch das Auftreten von Antikörpern gegen Thyreoglobulin (Eiweiß der Schilddrüse) gekennzeichnet ist, die lymphozytäre Thyreoiditis (mit Veränderung der Lymphozytenzahl) auf. Betroffen hiervon sind Hunde zwischen einem und vier Jahren. Ein Zuviel an Jod im Futter kann zu einer autoimmunen Thyreoiditis führen. Ein Normalwert an Selen wirkt hier dagegen.

    Die Symptome einer Hypothyreose sind vielfältig. So können Veränderungen an Haut, Muskel, Herz, Nerven und Augen entstehen. Die Symptome sind jedoch nicht bei allen betroffenen Hunden die gleichen, sie brauchen nicht in der Gesamtheit der Aufzählung erscheinen, sondern sie können nur vereinzelt auftreten. Es gibt hierbei kein einheitliches Krankheitsbild. Deswegen wird die Hypothyreose auch als „Verwandlungskünstler“ eingestuft.

    Nicht selten zeigen Hunde mit Hypothyreose neben den erwähnten Symptomen, wie Verhaltensstörungen, Angst, Aggressionen und Hyperaktivität bis hin zu Anfällen, die wir aus der Epilepsie kennen. Für solches Verhalten fehlt ein externer Auslöser, Schuld sind die fehlenden Hormone. Viele Besitzer reagieren auf solche Symptome selbst gereizt.

    Besonders gefährdete Hunderassen

    Hypothyreose Verhaltensstörungen sind bei den Rassen Afghane, Airedaleterrier, Akita Inu, Australian Shepard, Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Dackel, Chow Chow, Dobermann, Englische Bulldogge, Pudel, Sheltie, Rhodesian Ridgeback und Zwergschnauzer besonders vertreten.

    Medikamente, wie Glucocortocoide, Barbiturate, manche Schmerzmittel oder Hormonpräparate vermindern das Gesamtthyroxin. Die Werte des Gesamtthyroxin sind tages- und jahresunabhängig. Greyhounds und Acitas haben generell niedrigere Werte als andere Rassen.

    Man unterscheidet zwischen klinischer und subklinischer Hypothyreose. Bei der ersten ist das TSH (Abkürzung für thyroideastimulierendes Hormon) erhöht und das T4 erniedrigt. Bei der subklinischen Hypothyreose ist TSH erhöht und das T4 befindet sich im Normbereich.

    Hormonpräparate können helfen

    Generell muss man die Diagnose „Hypothyreose“ nicht nur vom Laborwert abhängig machen. Diese können stark schwanken und eine falsch-positive Hypothyreose vorweisen. Berücksichtigen sollte man bei Diagnosestellung die Veränderung beim Verhalten, wie auch die klassischen Symptome einer Hypothyreose. Bei Berücksichtigung dieser Fakten sollte der Tierarzt seinen vierbeinigen Patienten Hormonpräparate verschreiben. Es gibt nicht selten Fälle, bei denen klinisch hyperthyreose Hunde Thyroxin (Hormon der Schilddrüse, auch T4 genannt) bekommen.

    Der Zeitpunkt eines Therapiebeginns mit Thyroxin ist dann richtig, wenn alle Laborbefunde auf eine Hypothyreose hinweisen und es dem Patienten körperlich schlecht geht. Hat der Vierbeiner keine körperlichen Beschwerden, kann mit einem Beginn der Therapie gewartet werden.Den endgültigen Zeitpunkt entscheidet der Tierarzt individuell für jeden seiner Patienten.

    Fühlt sich der Patient durch eine Behandlung besser,werden zweimal im Jahr Kontrollen durchgeführt und die Therapie ansonsten beibehalten. Bei Veränderungen des Gewichts beim Hund muss die Dosis neu bestimmt werden.

    Bei Hündinnen wäre zu überlegen, ob nicht eine Kastration vorzunehmen ist. Der Bedarf an Thyroxin ist bei physiologischen Schwankungen des Geschlechtshormons unterschiedlich hoch.

    Bei Hunden mit Verhaltensstörungen ist eine regelmäßige Gabe von Thyroxin sehr wichtig, damit keine Rückfälle entstehen. Hier muss auf eine zweimal tägliche Dosierung geachtet werden – hypothyreose Hunde ohne Verhaltensstörungen brauchen nach einer richtigen Einstellung des Medikaments nur eine einmalige tägliche Verabreichung. Das Medikament muss ein Leben lang gegeben werden.

    Bei einer Hypothyreose zeigen sich bei den Laborwerten eine Erhöhung bestimmter Leberenzyme, eine leichte Anämie und ein erhöhter Cholesterinwert.