Rund um Zähne und Maul
Die Zähne eines Hundes
Oft kommen Tierhalter in die Praxis, deren Tiere nicht mehr richtig fressen. Generell wird dann immer angenommen, dass das Tier Bauchweh hat. Dies kann zwar sein, aber häufiger als Magen-Darm-Infekte sind Zahn- und Maulprobleme.
Bereits bei entzündetem Zahnfleisch kommt es zu Schmerzen, die dem Tier das Fressen verleiden. Diese Entzündungen entstehen meist im Zusammenhang mit Zahnbelägen und Zahnstein, der dann wie bei uns Menschen das Zahnfleisch verdrängt. Es liegt nicht mehr fest am Zahn an und Bakterien können sich einnisten. Diese bringen das Zahnfleisch zur Entzündung. Es rötet sich und schwillt stark an.
Wird der Zahnstein nicht entfernt und das Zahnfleisch nicht behandelt, kommt es zu tiefen Zahnfleischtaschen und Knochenabbau im Zahnhaltefach des Kiefers. Die klassische Parodontose entsteht. Der Zahn wird locker und die Schmerzen werden unerträglich. Das Tier, das vorher noch vorsichtig Nahrung aufgenommen hat, um Schmerz zu vermeiden, wird das Fressen jetzt ganz einstellen. Da man Tiere unter Umständen nicht dauernd beim Fressen beobachtet, ist dieses fortgeschrittene Stadium meist schon erreicht, wenn das Tier in die Praxis gebracht wird.
Allerdings gibt es auch bei vielen inneren Erkrankungen Zahnfleischreaktionen. Daher sollte ein gewissenhafter Therapeut auch immer darauf achten, ob evtl. eine innere Erkrankung vorliegt.
Weitere Zahnprobleme sind kariöse Zähne, also Zähne mit fauligen Löchern. Auch dies gibt es bei Tieren aller Art. In den letzten Jahren hat sich in der Medizin in Sachen Zahnbehandlung viel getan und somit heißt es heute nicht mehr „Der Zahn muss raus“, sondern der Zahn kann wie bei uns Menschen behandelt werden. Angefangen vom Bohren und Füllung legen bis hin zu Wurzelbehandlungen und Überkronen.
Dies ist eine sinnvolle Behandlung, denn auch Tiere sind auf ein intaktes Gebiss angewiesen. Nachteil: Bei allen Zahn- und Zahnsteinbehandlungen muss das Tier in Narkose gelegt werden.
Andere Kauprobleme kann es durch Fehlstellungen der Kiefer und Zähne geben. Oft ist dieses auch angezüchtet. Hier hilft dann meist nur eine Zahnentfernung bei falsch gewachsenen Zähnen. Kieferanomalien können durch festsitzende Kieferregulierungsvorrichtungen behandelt werden. Hierzu muss man dann speziell ausgebildete Tier“zahn“ärzte aufsuchen.
Bei Pferden ist generell Zahnpflege notwendig, denn durch die weitgehende Fütterung aus dem Trog mit Fertigfuttern wird das natürliche Kauverhalten verändert (dies beweisen Studien). Es kommt zu Abriebsveränderungen an den Zahnflächen, die so genannte Hakenbildung. Diese entstehen allerdings bei älteren Pferden auch naturgemäß. Der Zahn hat dann hervorstehende, scharfe Kanten, die beim Kauen schmerzen und manches Pferd dadurch am Fressen hindern.
Durch regelmäßige Maulkontrollen, bei denen der Besitzer oder Therapeut die Zähne nach Haken abfühlt, kann man Haken frühzeitig abfeilen und dem Tier Schmerzen ersparen.
Auch manches Nagetier hat Zahnprobleme. Bei ihnen entstehen sie durch zu wenig Abnutzung, denn die Zähne von Nagetieren wachsen ein Leben lang ständig nach. Nager sind daher darauf angewiesen, mit ihren Zähnen harte Sachen zu benagen und zu zerkleinern, um ihre Zähne permanent abzunutzen.
Geschieht dies nicht, weil zum Beispiel das Futter zu weich ist (nur Grünfutter) oder das Tier eine Zahnfehlstellung hat, Zähne aneinander vorbei wachsen und nicht in den Nagemechanismus passen, so wachsen diese Zähne unendlich weiter und verhindern das Kauen. Sie sperren das Maul oder wachsen in den gegenüberliegenden Kiefer. Sie können auch Lippen durchtrennen und andere scharfe Verletzungen im Tiermaul verursachen. Die Nager können sterben, da sie nicht mehr im Stande sind, Futter aufzunehmen.
Auch die Backenzähne der Nagetiere können sich so verändern. Jedoch wachsen diese dann in die Breite und legen sich wie eine Brücke über die Zunge (sog. Brückenbildung). Auch mit solchen Zähnen kann das Tier nicht fressen. Das Schlucken wird ebenfalls verhindert.
Die einzige Hilfe ist hier ein aufmerksamer Tierbesitzer, der bereits bei den ersten Anzeichen von Fressunlust die Zähne kontrollieren lässt. Der Therapeut kann dann mit speziellen Werkzeugen die Zähne wieder in die natürliche Länge und Breite bringen.
Da Sie als gewissenhafte Tierhalter nun wissen, dass es bei Tieren wichtig ist, ab und zu die Zähne und das Maul zu kontrollieren, werden Ihre Tiere jetzt bessere Voraussetzungen für die Zukunft haben.
Als Tierhalter kann man aber noch mehr tun. Beachten Sie die Fütterung! Lassen Sie Ihr Tier, besonders Hunde, nicht mit harten Gegenständen wie zum Beispiel Steinen spielen. Solche Dinge zerstören den Zahnschmelz oder lassen Zähne abbrechen. Es gibt auch Zahncreme für Hunde und Kauartikel, die für eine gewisse Zahnreinigung sorgen.
Bei Katzen sollte besonders auf die Fütterung geachtet werden, da gerade bei diesen Tieren oft Nierenprobleme die Ursache für Maulerkrankungen als Begleitsymptome sind. Bei allen genannten Zahn- und Maulerkrankungen ist wie immer Vorbeugen besser als Behandeln.
Petra Mumme