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  • Welpenernährung | Wissen über Welpen und ihrer Ernährung

    Beachtenswertes für eine optimale Entwicklung von Welpen
    Von Tierärztin Galina Roth, Heppenheim

    Die Nahrungsansprüche wachsender Welpen verändern sich im Laufe ihrer Entwicklung erheblich. Hier ein Überblick, was in der ersten Zeit ihres jungen Lebens bei der Ernährung besonders zu beachten ist.


    Saug- und Absetzwelpen

    Im Hinblick auf Funktion des Verdauungskanals, des Nährstoffbedarfs und der Art der verwendeten Futtermittel ist zwischen Saug- und Absetzwelpen (bis zur 6. - 8. Lebenswoche) und Junghunden (3. - 9. Lebensmonat) zu unterscheiden.

    Das Kolostrum (die Muttermilch in den ersten drei Tagen nach der Geburt) ist für die Welpen lebenswichtig, denn nur durch diese Milch bekommen Welpen die fehlenden Vitamine A und E. In funktioneller Hinsicht ist das Verdauungssystem Neugeborener spezifisch auf die Verdauung der in der Muttermilch vorkommenden Nährstoffe eingestellt.


    Die Amylase – das Enzym für die Spaltung der Kohlenhydrate – fehlt zunächst bei den Welpen vollständig. Sie erreicht erst in der 12. Woche das Niveau wie bei ausgewachsenen Hunden. Rohzucker, Stärke und sonstige Kohlenhydrate, außer in der Muttermilch, sind deswegen für Saugwelpen nicht geeignet und unverträglich. Deshalb sollten bis zu diesem Zeitpunkt Welpenmilch-Produkte gefüttert werden.


    Die Eiweißverdauung im Magen verläuft in den ersten Lebenswochen anders als bei adulten (erwachsenen) Hunden, denn erst etwa von der 18. Lebenswoche an beginnt die Salzsäurebildung im Magen. Ohne diese Salzsäurebarriere erhöht sich das Risiko für die Passage von Mikroorganismen, die Krankheiten auslösen können – zum Beispiel Durchfälle.

    Die Nieren neugeborener Welpen weisen bis zum 3. Monat noch eine geringe Ausscheidungskapazität auf. Wenn zu viel Eiweiß angeboten wird, kommt es zu unphysiologisch hohen Mengen an harnpflichtigen Stoffen wie Harnstoff, daher sind Urämien möglich.


    Milchaufnahme

    Für eine optimale Entwicklung des Welpen ist entscheidend, dass dieser innerhalb von 12 - 24 Stunden nach der Geburt Kolostrum aufnimmt, zur Versorgung mit Antikörpern, Energie und wichtigen Nährstoffen. Nur abgedrängte Welpen, die nicht im Gewicht zunehmen, sollten Milchaustauscher (Welpenmilch) erhalten.

    Die Versorgung der Saugwelpen mit den wichtigsten Mengenelementen ist über die Muttermilch generell ausreichend. Die Ca- und Ph-Aufnahme mit der Milch reicht allerdings nicht aus, um den Mineralstoffgehalt in den rasch wachsenden Knochen auf dem gleichen Niveau wie zur Zeit der Geburt zu halten. In Ergänzungsfutter für Welpen, wie zum Beispiel Welpenkalk, sollte das Verhältnis Ca/Ph 3 : 1 sein. Den Welpenkalk soll man den Saugwelpen zufüttern, um eine gesunde Entfaltung des Bewegungsapparates zu gewährleisten. Mit einer Beifütterung ist erst in der 3. Woche zu beginnen.

    Der Zeitpunkt der Beifütterung richtet sich nach der Milchmengenproduktion der Hündin und der Zahl der Welpen. Im Vergleich zum Wachstumspotenzial des Jungtieres und der zur Verfügung stehenden Energiemenge über die Milch benötigen die Welpen ab Ende der 3. Woche zusätzliche Nahrung. Sofern bereits in den ersten zwei Wochen eine Ergänzung erforderlich wird, ist ähnlich wie bei mutterloser Aufzucht zu verfahren. Von der 3. Woche an sind die Welpen in der Lage, Futter aus flachen Schalen aufzunehmen. Im Allgemeinen wird aus dem Verhalten der Welpen erkennbar (vermehrte Unruhe, ständige Sauglust etc.), wann mit der Beifütterung begonnen werden sollte.


    Dieses hochverdauliche Futtermittel (Welpenbrei) soll zunächst in flüssig-breiiger Form angeboten werden. Der Welpenbrei ist ein sehr gutes und optimales Fütterungsmittel für Absetzwelpen und ernährungsphysiologisch notwendig. Trocken- und Feuchtfutter sollten nicht gefüttert werden. Das darin enthaltene Fleisch oder eine Fütterung mit reinem Fleisch belastet die Nieren, denn, wie schon erwähnt wurde, haben diese bis zum 3. Monat noch eine zu geringe Ausscheidungskapazität. Das allein kann schon bei manchen Junghunden die Nierenwerte Creatinin und Harnstoff in pathologische Höhen treiben.

    Die Vorbereitung einer Fütterung mit Welpenbrei ist angezeigt. Wenn sich die Welpen nicht spontan für das Futter interessieren,
    muss man sie geduldig „auf den Geschmack bringen“, indem man etwas Brei um die Schnauze reibt, damit sie sich belecken. Zwangsmaßnahmen sind fehl am Platz. Sobald ein Welpe gelernt hat, das Futter aufzunehmen, werden die übrigen durch
    Beobachtung und Nachahmungstrieb folgen.

    Die zugeteilte Futtermenge richtet sich nach dem Appetit der Welpen. In solchen Fällen kann man keine sicheren quantitativen Angaben machen. Im Allgemeinen soll die tägliche Trockensubstanzaufnahme aus dem Beifutter 5 - 10 g/kg Körpermasse zu Beginn, gegen Ende der Säugeperiode 20 - 30 g/kg Körpermasse betragen. Falls das Futter nicht vollständig gefressen wird, ist bei der nächsten Mahlzeit weniger zuzuteilen.

    Sollten sich Störungen einstellen (Durchfälle, Erbrechen), wird die Futtermenge reduziert oder die Beifütterung einen halben oder einen ganzen Tag ausgesetzt. Wird auch in der 5. und 6. Woche infolge hoher Milchproduktion der Mutter wenig Beifutter aufgenommen, muss die Futterzuteilung der Hündin gedrosselt werden. Solange Welpen bei der Mutter sind, reicht eine 3-malige Zufütterung mit einem 8 – 10 stündigen nächtlichen Intervall. Bei breiartigem Futter mit geringerem Wassergehalt ist zusätzlich frisches Trinkwasser bereitzustellen.

    Aufzucht mutterloser Welpen

    Bei Tod, Erkrankung der Mutter oder Milchmangel sowie bei übergroßen Würfen müssen die Welpen mutterlos aufgezogen werden. Je mehr Kolostrum der Welpe unmittelbar nach der Geburt erhalten hat, desto größer sind die Erfolgsaussichten, eine spätere mutterlose Aufzucht zu verkraften. Deswegen soll für solche Fälle bei Züchtern tiefgefrorenes Kolostrum bereit stehen.

    Die natürlichen Verhältnisse hinsichtlich Nahrungszusammensetzung und Fütterungstechnik wie auch Mikroklima (Zusammensetzung mit Mineralien, Vitaminen usw.) müssen mit der „Ersatznahrung“ imitiert werden.

    Wenn keine Amme zur Verfügung steht, ist ein Milchaustauscher (Welpenmilch) anzusetzen. Es ist darauf zu achten, dass der Gehalt an Calcium und Phosphor optimal ist, das ist: Calcium 1,10% und Phosphor 0,80%. Des Weiteren soll statt Milchzucker Traubenzucker enthalten sein, denn Milchzucker verursacht bei Welpen Durchfälle. Außerdem enthält Kuhmilch nicht nur Milchzucker, sondern zu wenig Protein und Fett. Die Fettsäurezusammensetzung in Kuhmilch ist weit von der Fettsäurezusammensetzung in Hundemilch entfernt. Die Hersteller fügen deswegen Öle und Fette dazu.

    Selbst zusammengestellte Milchaustauscher bekommt man nie optimal hin. Am besten eignet sich als Milchaustauscher die Milch von Schafen oder Schweinen – woher bekommt man diese jedoch frisch?

    Wichtig sind die exakte Lagerung und Vorbereitung der Milch. Gelagert soll das Milchpulver in kühlen und trockenen Räumen werden. Sonst können sich Pilze in dem eiweißreichen Milchpulver vermehren, die schwere Intoxikationen (Vergiftungen) der Leber auslösen können. Die Vorbereitung ist immer auf dem Etikett angegeben und soll exakt nach der Empfehlung des Herstellers gemacht werden. Das Pulver wird langsam in heißes Wasser eingerührt, nicht umgekehrt, um Klumpenbildung zu vermeiden.

    Milchersatzpräparate für Babys sind für Welpen absolut ungeeignet. Sie enthalten zu wenig Eiweiß und Fett. In den ersten zwei Wochen müssen die Welpen mit Löffel, Pipetten oder Saugflaschen gefüttert werden. Sie werden während der Fütterung in ein warmes Handtuch, besser in einen Wollpulli, eingeschlagen. Am besten geeignet sind spezielle Saugflaschen für Welpen. Die Öffnung muss so groß sein, dass der Welpe ohne Anstrengung saugen kann, sonst wird er müde und schläft ein. Andererseits darf die Öffnung nicht zu groß sein, sonst kann sich der Welpe verschlucken. Beim Umstülpen der Flasche muss ein Tropfen pro Sekunde ausfließen.


    Welche Menge Welpenmilch wird gefüttert?

    Das Befinden des Welpen ist entscheidend für die Fütterungsmenge. Wird der Welpe nicht satt, signalisiert er es durch Unruhe und vernehmliches Schreien. Dann prüft man, ob die Lösung nicht zu stark verdünnt worden ist. Reagiert der Welpe mit Verdauungsstörungen, wird die Konzentration reduziert. Bei kräftigen Welpen kann die Menge erhöht werden.


    Absetzen (Wechsel von Milchnahrung zur festen Nahrung)

    Durch das Absetzen entsteht noch einmal eine kritische Phase für die Welpen. Voraussetzung für ein komplikationsloses Absetzen ist eine ausreichende Beifutteraufnahme. Daher kann der Zeitpunkt für ein Absetzen nicht strikt fixiert werden, sondern richtet sich nach der Höhe der Beifutteraufnahme. Welpen sind bereits im Alter von vier Wochen absetzfähig, doch wird man sie unter praktischen Bedingungen erst in der 6. Woche von der Mutter trennen.

    Am Tag des Absetzens lässt man die Welpen nur noch einmal saugen. Der Welpe erhält nach dem Absetzen zunächst das während der Säugezeit übliche Futter, zum Beispiel einen optimal geeigneten Welpenbrei. Der optimale Calcium- und Phosphorgehalt im Welpenbrei garantiert ein gesundes Knochenwachstum. Calcium sollte 1.6 Gramm pro 100 Gramm Welpenbrei vorhanden sein, der Phosphorgehalt sollte 1.2 Gramm betragen.


    In den ersten 3 – 4 Tagen bleibt die Fütterungsmenge die gleiche wie in der Zeit der Beifütterung. Anschließend wird, wenn keine Verdauungsstörungen auftreten, die Menge langsam erhöht. Wenn die Welpen den Besitzer wechseln, müssen sie das übliche Futter auch weiterhin bekommen. Ebenso sollten die Fütterungstechnik und das Futter beibehalten werden. Nachdem der Welpe in seiner neuen Heimat angekommen ist, muss er knapp gefüttert werden, denn mit einem Platzwechsel ändert sich für den
    Welpen auch das Keimmilieu.

    Falls sich 2 – 3 Tage danach keine Komplikationen einstellen, wird die Futtermenge beibehalten, andernfalls muss der Welpe restriktiv (einschränkend) gefüttert werden. Der neue Besitzer ist nicht verpflichtet, den Fütterungsempfehlungen des Züchters zu folgen. Nach der kritischen Übergangsphase kann er den Welpen bei der Fütterung langsam umstellen. Man sollte sehr kritisch die Menge an Calcium und Phosphor überprüfen, denn nur optimale Mengen garantieren ein gesundes Wachstum von Knochen und Gelenken.

    Der Bedarf des Welpen an Calcium und Phosphor ändert sich (pro kg Körpergewicht/Tag):

    Lebensmonat    
          
    3 – 4 5–6 7–12
    Calcium

    355 - 520 mg     240 - 305 mg     130 - 145 mg
    Phosphor

    170 - 245 mg 130 - 160 mg 85 - 90 mg








    Sie sehen, man sollte verschiedene Dinge im Umgang mit seinem Welpen beachten. Es macht zwar etwas Mühe, aber Ihr geliebter Vierbeiner wird es Ihnen bis ins hohe Alter hinein danken.

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